Madame de Maintenon

Erfahren Sie mehr über das Schicksal von Françoise d‘Aubigné, die in den Verliesen von Niort das Licht der Welt erblickte und zur Madame de Maintenon, der Favoritin und späteren Ehefrau Ludwigs XIV., aufsteigt. 

 

Die chaotische Kindheit der Françoise d'Aubigné

 

© Nicolas II de Larmessin d’après Pierre Mignard - Public Domain

Françoise wurde am 27. November 1635 im Verlies von Niort geboren. Ihr Vater Constant war der Sohn von Agrippa d'Aubigné, einem berühmten Hugenottendichter aus der Entourage König Heinrich IV. Constant führt den Titel eines Edelmanns der Königskammer sowie den des Vizekönigs von Marie-Galante. Doch trotz seiner Herkunft entschied er sich 1618 für ein Leben voller Ausschweifung und entsagte seiner protestantischen Religion. Im Jahr 1619 ermordete er seine erste Frau, weil sie ihm untreu war. Nach einigen Jahren im Gefängnis heiratete er 1627 Isabelle de Cardhilac, mit der er 3 Kinder hatte, darunter Françoise, als Jüngste. Als Spieler vergeudete Constant alle von seiner Frau in die Ehe eingebrachten Güter. Die Familie findet sich als Folge im Schuldgefängnis wieder. Aus diesem Grund kam Françoise d'Aubigné in den Verliesen von Niort zur Welt.

Als ihr Vater 1645 freigelassen wurde, zog die ganze Familie nach Martinique, wo er ein Vermögen erwarb, nur um alles im Spiel wieder zu verlieren. Er starb 1647 und die ganze Familie kehrte nach Frankreich zurück. Ihre Mutter ist mittellos und bringt ihre Kinder bei Familienmitgliedern unter. Die zukünftige Madame de Maintenon fand sich im Haus von Madame de Villette wieder, ihrer protestantischen Tante aus der Familie ihres Vaters. Ihrer Patin Madame de Neuillant, einer Tante mütterlicherseits und glühenden Katholikin, missfällt dies sehr. Aufgrund eines königlichen Haftbefehls nimmt sie des kleinen Mädchens an und bringt es nach Paris.

 

Die bestimmenden Bekanntschaften der zukünftigen Madame de Maintenon

Bekanntschaft und Heirat mit Paul Scarron

Madame de Neuillant wünscht, ihr Patenkind umgehend zur katholischen Religion zu konvertieren. Aus diesem Grund bringt sie es ins Kloster der Ursulinen von Niort und anschließend nach Paris. Sie schwor ihrem Glauben ab und wurde endgültig katholisch, was es ihr erlaubte, ihre Patin regelmäßig in die Pariser Salons zu begleiten, wo sie den Spitznamen „die schöne Inderin“ erhielt.

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Die wohlüberlegte und intelligente Frau verführt alle, die mit ihr verkehren. Der Dichter Scarron ist Teil dieser Personen, die von ihrer Schönheit verführt werden. Er ist zwanzig Jahre älter als sie und leidet seit vielen Jahren an Rheuma. Trotz seiner Missbildung hielt er 1652 um ihre Hand an. Sie hat kaum eine Wahl. Hübsch, intelligent, aber ohne Mitgift, hat sie keine andere Wahl, als zwischen Scarron und dem Kloster. Sie wählt Paul Scarron.

Im Quartier du Marais ließ sich das Paar nieder und lud zum Salon. Für Françoise d'Aubigné ist es ein veritabler Einstieg in die Welt der Pariser Intellektuellen. Ihre Diskretion und Finesse sind ihr Kapital, und diejenigen, die die Chance haben, sich ihr zu nähern, stehen völlig in ihrem Bann. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer.

Als ihr Mann 1660 starb, fand sie sich allein und ohne bzw. mit nur wenig Geld wieder, denn Anne von Österreich, die den Dichter Scarron schätzte, hatte ihm eine Rente von 2000 Livres gewährt.

Bekanntschaft mit der Favoritin Ludwig XIV.: Madame de Montespan

Françoise Aubigné besucht unterdessen weiterhin die Salons. Diese Pariser Salons, in denen über Kunst und Literatur diskutiert wird, sind bei den Adligen sehr beliebt. Die Favoritin des Königs, Madame de Montespan, frequentierte sie mit Hingabe. So traf Françoise die Frau, die ihr Leben auf den Kopf stellen würde. Die beiden sehr unterschiedlichen jungen Frauen kommen sich näher. Madame de Montespan schätzt die Intelligenz und Diskretion der Witwe Scarron. Zwischen ihnen entstand Vertrauen und einige Zeit später, als die Favoritin eine Gouvernante für ihre Kinder mit Ludwig XIV. suchte, bot sie Françoise d'Aubigné diese Arbeit an samt einer  einer komfortablen Rente an.

 

Madame de Maintenon:
Zuünftige Ehefrau Ludwig XIV

Madame Scarron: die Gouvernante der Kinder von Madame de Montespan

1669 wird sie offiziell die Gouvernante der Kinder Madame de Montespans. Sie lebt fernab von Versailles: Die Kinder sind noch nicht anerkannt und der König und seine Favoritin halten sie vom Hof fern. Im Jahr 1673 werden sie legitimiert. Für ihre Gouvernante war dies der große Wendepunkt in ihrem Leben.

Da sie in ihrem Leben viel Unbill erlebt hat, ist sie vorsichtig und eine perfekte Verwalterin. Im Jahr 1674 erwarb sie das Château de Maintenon und das Anwesen für 150.000 Pfund. Sie bleibt jedoch die Witwe Scarron und ohne Titel.

Madame de Maintenon, Frau des Sonnenkönigs.

Nur ein Jahr später verlieh ihr Ludwig XIV. den Titel Marquise und machte sie zur Madame de Maintenon. In den Scherz- und Schmähworten des Hofes wird sie zu: Madame de „Maintenant“.

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Die Beziehung zu Ludwig XIV. vertieft sich. Madame de Montespan, die in der Giftaffäre kompromittiert wurde, fällt in Ungnade. Eines Tages traf diese beim Hinabsteigen der großen Gartentreppe von Versailles auf Madame de Maintenon. Und sprach: „Sie steigen auf, Madame, und ich steige ab“. Damit veränderte sich auch das Leben bei Hofe.

Nach Mademoiselle de Fontanges, die letzte Favoritin des Königs, im Kindbett gestorben war, und nachdem Königin Maria Theresia von Österreich am 30. Juli 1683 das Zeitliche segnete, standen ihrer Beziehung zu Ludwig XIV. keinerlei Hindernisse seitens ihres Gewissens mehr im Weg. So kann sie seine Freundin werden und wachsenden Einfluss auf ihn nehmen.

Am 9. Oktober 1683 vermählt sich Madame de Maintenon in einer morganatischen Ehe mit Ludwig XIV.: Zwar wird Françoise zur Ehefrau, aber sie wird nicht zur Königin.

 

Der Tod von Madame de Maintenon

Kurz vor dem Tod des Königs zog sie sich nach Saint-Cyr zurück, wo sie ein Internat für unverheiratete adlige Mädchen gegründet hatte. Als sie 1719 starb, überließ sie das Anwesen ihrer Nichte Françoise Amable d'Aubigné. Diese war mit Adrien Maurice, dem Herzog von Noailles, verheiratet. Deshalb befindet sich das Schloss von Maintenon seit dieser Zeit im Besitz der Familie de Noailles. Madame de Maintenon wählte das Haus von Saint-Cyr, das ihr lieb war, als ihre letzte Ruhe- und Grabstätte. Doch erinnert im Schloss ein Kenotaph am Ende der großen Galerie an sie.

 

Anlässlich ihres 300. Todestages im Jahr 2019 findet eine Reihe von Veranstaltungen im Château de Maintenon und im Schloss von Versailles, der Residenz des Sonnenkönigs, statt.