Als Ausdruck bischöflicher Macht und als unbestrittener Mittelpunkt der Stadt überragt die Kathedrale Notre-Dame in majestätischer Größe die gesamte Umgebung. Die zwischen 1134 und 1260 über einer romanischen Krypta erbaute Kirche ist ein Bauwerk von enormer Bedeutung für Pilger und Gläubige, ein atemberaubendes Zeugnis der Baukunstfertigkeit des 12. und 13. Jahrhunderts.
Die von dem Frankenkönig Karl dem Kahlen 876 gestiftete Reliquie des Marienschleiers kann der Besucher heute in der Kathedrale in einem Reliquienschrein des 19. Jahrhunderts bestaunen. Die Kathedrale gehört zu den größten gotischen Bauwerken Europas und ist nicht nur wegen ihrer Ausmaße berühmt, sondern auch wegen ihrer gut erhaltenen Bauplastik und ihrem wunderbaren Glasfensterschatz: Die Kathedrale von Chartres beherbergt die reichhaltigste und älteste Sammlung von Farbglasfenstern in ganz Frankreich.
Die Portale
Die drei Portale der Kathedrale – im Westen, das Königsportal (1145 - 1170), im Norden das der Allianz (1220 - 1230) und im Süden das der Kirche (1220 - 1230) – ermöglichen die Genauigkeit und die Feinheit der Arbeit der Chartreser Bildhauer zu ermessen, die miteinander um Perfektion im Detail wetteiferten.
Die dargestellten Szenen spiegeln die christliche Philosophie jener Zeit wieder und stellen eine Art "Katechismus in Bildern" dar.
Beim Königsportal fällt vor allem die Feinheit der Jungfrau Maria mit dem Kind auf rechte Seite oder die Reinheit der Züge des thronenden Christus Mitte. Das linke Portal mit den Monaten im Arbeits-Jahreskreis veranschaulicht das tägliche Leben im 12. Jahrhundert.
Die Kirchenfenster
Insgesamt bedecken 172 außergewöhnliche und farbenprächtige Kirchenfenster eine Fläche von 2.600 m².
Ihr Alter und ihre Schönheit machen sie zur wertvollsten Sammlung an Kirchenfenstern in Europa. Meisterglaser haben hier im 12. und 13. Jahrhundert ihr ganzen Können zum Ausdruck gebracht. Die ältesten Fenster, berühmt für ihr ungewöhnliches Blau, stammen aus dem 12. Jahrhundert. Wie ein echtes Bilderbuch erläutern sie die Bibel oder das Leben der Heiligen und tragen das Merkmal ihrer Spender: die Wappen der großen Familien oder Szenen aus dem Berufsalltag der Zünfte.
Das labyrinth
Die Kathedrale von Chartres besitzt ein prachtvolles Exemplar jener Labyrinthe, die man auch in anderen Kirchen finden kann. Es befindet sich auf dem Boden des Kirchenschiffs und stammt aus der Zeit um 1200. Zu gewissen Zeiten im Jahr kann man es so sehen, wie es im 13. Jahrhundert war, da es nie einer Restauration unterzogen wurde. Das Labyrinth ist kreisförmig und wird von in den Boden eingelassenen Steinplatten aus Berchères und schwarzem, streifenförmigen Marmor gebildet. Es hat eine Gesamtlänge von 261,5 Metern, die die Pilger im Mittelalter betend, als eine Art Wallfahrt - eine symbolische Wallfahrt nach Jerusalem, abliefen.