Die Restaurierungsarbeiten

Eine Restaurierungskampagne der Kathedrale ab dem Jahr 1994 erlaubt ihren Besuchern, die Innenausstattung wieder wie im 13. Jahrhundert zu bewundern.

Seit ihrem Bau ab Anfang des  13. Jahrhunderts war Notre-Dame de Chartres polychrom. Bei Studien zu Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts konnten Spezialisten der mittelalterlichen Architektur die Präsenz von zahlreichen Farbresten nachweisen.  In mehreren Schichten auf den Stein von Berchères aufgetragen bekamen etwa 80% der Verkleidung der Kathedrale ein polychromes Dekor. Die Beobachtungen der Archäologen des Unternehmens Archéodonum ermöglichten die Wiederherstellung dieser Farben.

 

Eine Baustelle für Experten

Genau wie zur Zeit der Baumeister der großen Kathedralen werden die Restaurierungsarbeiten unter der Leitung eines Werkmeisters, des Chefarchitekten für historische Denkmäler, ausgeführt. Zahlreiche qualifizierte Firmen arbeiten unter der Leitung eines Teams von Experten: Konservatoren, Mediävisten-Historiker, Wissenschaftler, Archäologen … Jeder trägt seinen Teil zum Gesamtbild bei.

 

Akribische Techniken

Jede Arbeitsstelle wird sorgfältig analysiert, bevor die Reinigungsarbeiten beginnen können, um die bestmögliche Methode zu wählen. An vielen Stellen müssen die Restaurierungstechniker mit Pinseln und kleinen Staubsaugern zu Werk gehen - es geht nichts über die guten alten Verfahrensweisen! -, bevor ein Filmbildungsmittel (Latex) aufgetragen wird, um die Schmutzteilchen zu entkrusten - das ist die wichtigste Etappe der Säuberungsaktionen. Für sehr fein gearbeitete oder ziselierte Teile benutzen die Techniker mit demineralisiertem Wasser getränkte Wattestäbchen. Wenn das Dekor der Wände oder der Gewölbe sehr lückenhaft ist, kann die Methode etwas grober und sogar abrasif werden und die Restauratoren benutzen ein Skalpell, wobei jedoch sie ursprüngliche Oberfläche und das Dekor immer sorgfältig respektiert werden. 

 

Die Glasfenster

Auch die Glasfenster werden restauriert. Dabei gilt die Sorgfalt der Glasmeister sowohl der Säuberung als auch dem Schutz der Fenster gegen Wettereinflüsse, Umweltverschmutzung und Mikro-Organismen. Es wurde daher beschlossen, die Glasfenster mit einem Sicherheitsglas zu verdoppeln, das den Reliefs der mittelalterlichen Glasfenster folgt.

 

Die Kapelle Saint-Piat und die Chorschranke

Wenn dem Gewölbe der Kathedrale auch eine Pause in den Restaurierungsarbeiten gegönnt ist, so setzt sich die Kampagne dennoch innen und außen fort.

So wird etwa die Kapelle Saint-Piat, an der Apsis auf der Mittelachse der Kathedrale gelegen, völlig restauriert. Sie wurde im 14. Jahrhundert als Reliquienschrein erbaut, um die Reste von Saint Piat aufzunehmen. 1961 wurde die Kapelle als Schatzkammer der Kathedrale verwendet. Im Jahr 2000 wurde sie für das Publikum gesperrt, um eine Studie zu ermöglichen, die eine optimale Konservierung der in den Vitrinen enthaltenen Schätze garantieren sollte. Goldschmiedearbeiten und liturgische Objekte werden dem Publikum im Dezember 2018 vorgestellt werden. Der Kapitelsaal, der als Grabkammer für die Bischöfe genutzt wurde, wird zum Lapidarmuseum, in dem Teile des Lettners ausgestellt werden sollen, der im Jahr 1763 zerlegt worden war.

Die Säuberung der Chorschranke wird weitergeführt und mehrere Joche des südlichen Chorumgangs haben ihre ursprüngliche Weiße wiedergewonnen, in deren Licht der Besucher alle feinen Details der Skulpturen gebührend bewundern kann.

Die Kathedrale führt ihre Verjüngungskur weiter und im Lauf der fortschreitenden Restaurierungsarbeiten wird ihr Dekor sicher noch weitere Überraschungen für uns bereithalten.